|
| ||
|
2 Silber
oder ein Huhn |
|
Kurbag,
83. MdS |
|
|
||
|
|
|
|
Natürlich erschöpft sich seine Tätigkeit nicht darin, für einen Baum zu
sorgen, sondern er ist Lehrer an der Forstwirtschaftsakademie und
Abgeordneter des Rates der Erben Segrothims für Holz und Wald. In bester
Tradition Segrothims ist er jedoch nicht nur theoretisch ausgebildet,
sondern hat auch umfangreiches praktisches Wissen über das Holzfällen
angesammelt. So fällte er mit seinen 67 Monden während des Gesprächs sechs
Bäume.
CR: Abgeordneter Broker, sie sind nun seit vier Dutzendmonden Holzfäller und seit vierzig Monden in Carcavelos für den Silfir zuständig. Was hat sich verändert, seit sie ihren ersten Baum gefällt haben. Broker: Nun, eine ganze Menge. Früher suchte man sich einfach einen Baum aus, schwang die Axt, und rief laut Holz! CR: Das ist eigentlich auch das, was man sich heute unter einem Holzfäller vorstellt. Broker: Unter einfachen Holzfällern vielleicht. Aber die Holzfäller der Erben sind im Grunde gut ausgebildete Förster. Sie arbeiten organisiert mit der Regionsverwaltung zusammen und ihr Ziel ist der Erhalt der Waldfläche, nicht die Kahlrodung bis man nur noch eine Ebene mit Baumstümpfen hat. CR: Dann geht es nicht um das Holz? Broker: Doch. Aber mit einer langfristigen Perspektive. Holz bleibt ein wichtiger Rohstoff, ob zum Schiffsbau, zur Fertigung von Wagen oder Gebrauchsgegenständen aller Art. Aber hätte ich mein Leben lang einfach Bäume gefällt, und meine Kameraden dazu, dann würde heute kein Baum mehr auf der Insel des Friedens wachsen. CR: Aber Bäume wachsen doch so langsam! Kann sich das denn lohnen? Broker: Doch, schon. Die Erben fällten im 83.MdS 952 Bäume in etwas mehr als 40 Forstregionen. Die beteiligenten Förster hätten dabei möglicherweise ein vielfaches davon einschlagen können, so jedoch wurde genau das gefällt, was im selben Zeitraum wieder nachwächst. Dadurch haben wir im Forst einen stabilen Zustand erreicht, der letztlich eine langfristige Holzwirtschaft über mehr als fünfundvierzig Monde gewährleistet hat. CR: Wie ist dieses Verfahren entwickelt worden? Broker: Wie so oft durch Zufall. In der Aufbauphase der Erben, während Snauplirtan noch Carcavelos belagerte, etwa 35.MdS entschied Kurt, daß wir einen hohen Holzbedarf hätten und befahl einen entsprechend hohen Einschlag in Bivenad. CR: Und das war falsch? Broker: Ja, aber zu dieser Zeit erschien uns das als richtig. Aber wir konnten dadurch erfahren, daß die Bauern nicht wirklich die geschaffenen Freiflächen bewirtschaften. Effektiv nahm sogar die Bevölkerung ab. Gleichzeitig wuchsen aber die Wälder. Zumindest wären sie gewachsen, wenn wir nicht gleichzeitig viel mehr gefällt hätten. CR: Also gibt es einen Zusammenhang zwischen Baumwachstum und Bevölkerungsstand? Broker: Ja, genau, nur war das vorher nicht aufgefallen, da die Bauern sofort jede Freifläche unter den Pflug nahmen. In Zahlen bedeutet dies, daß sich die Bauern um 5 auf hundert vermehren, während die Zahl der Bäume nur um etwa 2 auf hundert pro Mond wachsen. Zudem werden die Bauern frisch geholzte Flächen bewirtschaften, bevor dort Sämlinge Fuß fassen können. Dann gibt es keine neuen Bäume. |
CR:
Das Problem scheint mir zunächst unlösbar.
Broker: Die Lösung liegt in einer effektiven Besteuerung, die auf den Schutz der Freiflächen bedacht ist. Will man etwa in einer Region mit 800 Bäumen und 2000 Bauern Forstwirtschaft betreiben, dann kann man 16 Bäume fällen, muß aber dafür sorgen, daß die Freifläche von 16 Morgen für neue Bäume frei bleibt. Damit dürfen weiterhin nur 200 Morgen bewirtschaftet werden. Läßt man aber den Bauern ihren Willen, dann werden sie sich um 100 Vermehren und 210 Morgen bewirtschaften wollen. CR: Das würde dann das Nachwachsen von zehn Bäumen verhindert? Broker: Genau, ganz hervorragend. Sie verstehen das Prinzip. Die Steuereintreiber müssen also sehen, daß nach der Vermehrung der Bauern nur 2000 in der Region sind, bzw vor der Vermehrung nur etwa 1900. CR: Das ist über die Steuern zu erreichen? Broker: Ja, sicherlich. Es ist zwar ein unangenehmes Faktum, an das wir nicht gerne erinnert werden wollen, aber von allen Bauern, die nicht versorgt sind, sterben 2/3 an Hunger. Dies ist aber kaum zu vermeiden. CR: Ist es nicht sehr zynisch, so mit den Bauern zu rechnen. Broker: Ja, ich vermute schon. Ich bin kein Ethiklehrer. Aber ich gebe zu bedenken, daß in jeder Region nur eine begrenzte Zahl von Arbeitsplätzen zur verfügung steht. Jede weitere Vermehrung der Bauern führt damit für einige in den Hunger. CR: Wie hoch müssen die Steuer sein? Broker: Da die 2000 Bauern 22000 Silber erwirtschaften, müssen ihnen 3500 Silber genommen werden. Somit sind 1850 Bauern versorgt und 1900 verbleiben in der Region. CR: Das ist alles? Broker: Nun, nein, das ist eine sehr einfache Darstellung. In der Praxis muß noch berücksichtigt werden, daß in jede Nachbarregion 25 Bauern aus der Bevölkerung abwandern und daß darüberhinaus 100 Bauern in die Nachbarregion mit dem größten Gesamtsilbervorrat abwandern. Hierdurch verringert sich der Bevölkerungsdruck und die Bauernzahl kann insgesamt abnehmen. Im Grunde lag es an dieser Bauernwanderung, daß sich Bivenad weiter lehrte, obwohl Freiflächen vorhanden waren. Umgekehrt kann man natürlich auch eine Region sehr reich machen und dadurch Bauern anlocken. Und nicht vergessen sollte man, daß sich Sämlinge zwischen den Regionen versähen können, allerdings nur etwa 1 pro vierhundert Bäume in den Nachbarregionen. Und schließlich sind bei Vorhandensein eines Handelspostens zudem auch jeden Mond die dann mindestens 4000 Silber Überschuß für den Handel zugänglich. CR: Vielen Dank, Abgeordneter Broker, daß Sie unseren Lesern einen Überblick über die moderne Forstwirtschaft gegeben habe. Wir wünschen noch viele erfolgreiche Monde im Schatten des Silfir.
--- Anzeige ---
Besuchen Sie das Archiv der Erben Segrothims. Viele alte, wertvolle
Schriftstücke aus der Anfangszeit der Besiedlung Kurbags.
archiv.kurbag.hirnreck.de Werktags 9-15, Eintritt frei |
|
Der Nachdruck mit Quellenangabe ist erwünscht.
| |